1. Wer besitzt überzählige Schachzeitungen, die er entsorgen möchte? Die bereits teilweise in die Tat umgesetzte Idee ist, diese jahrgangsweise gesammelt an die Rheinische Landesbibliothek in Koblenz zu übergeben, damit dort JEDEM Schachfreund platzsparend und komplett für die nächsten Jahrzehnte einen sicherer Zugriff geboten wird!
2. Wer besitzt noch Materialien (Fotos, Zeitungsausschnitte, Partieunterlagen etc.) zum Schachsport in Koblenz und Umgebung VOR 1975?
Bitte in beiden Fällen bei Dr. T. Bohn telefonisch melden (0261/23403) oder tbohn@svkoblenz.de
Geschichte des SV 03/25 Koblenz
von Dr. Thomas Bohn (Stand 2003)
100 Jahre Schachverein 03/25 Koblenz
In der alten Koblenzer Casino-Gesellschaft, die seit 1808 bestand, hatte das Schachspiel schon im 19. Jahrhundert einen gewissen organisatorischen Rahmen gefunden. So ist es wohl zu erklären, dass es in der Hauptstadt der preußischen Rheinprovinz nach der kurzzeitigen Gründung eines Clubs 1883/84 erst 1903 zur Gründung eines ordentlichen Coblenzer Schachclubs kam. Erster Vorsitzender war Fritz Bertram (1903-18), ein Koblenzer Kaufmann. 1905 trat der Verein mit seinen 31 Mitgliedern auf dem großen Barmer Schachkongress sowohl in den Niederrheinischen als auch in den viel größeren Deutschen Schachbund feierlich ein. Dass der nun offiziell im Vereinsrecht des preußischen Obrigkeitsstaates verankerte Koblenzer Klub ein echter Honoratiorenverein war, kann man an den gehobenen sozialen Positionen ihrer überlieferten (männlichen und erwachsenen) Mitglieder erkennen. Gespielt wurde jeden Dienstag Abend im Restaurant St. Rizza in der Mainzer Straße; später spielte man als Klub im noblen Parkhotel und dann jahrzehntelang im Hotel Höhmann am Bahnhof. Im August 1914 siegten zwei Spieler des Coblenzer Schachclubs, der jüdische Religionslehrer David Cohn und Baurat Emil Weisser, in einem Nebenturnier des berühmten Deutschen XIX. Schachkongresses von Mannheim, der durch den Ausbruch des I. Weltkrieges abgebrochen werden musste.
Nach der Niederlage von 1918 und den darauf folgenden schwierigen Jahren mit der Besetzung der Rheinlande durch Frankreich und dem rechtsrheinischen Separatismus kam es zu einer Neuorganisation des nunmehrigen Schachvereins Koblenz im neugegründeten Mittelrheinischen Schachbund. Erster Vorsitzender wurde der Kaufmann Rudolf Nonne (1920-1936), der „selbstlos und mit großen finanziellen Opfern die Geschicke des Vereins leitete“. Gespielt wurde weiterhin Dienstag und Freitag abends. Ehrenvorsitzender war der Geheime Justizrat Röttgen. In den krisenhaften Jahren der Weimarer Republik mit ihrer hohen Arbeitslosigkeit und Massenarmut wurde der Schachbetrieb vom Deutschen Arbeiterschachbund und den Kirchen mit organisiert: Ziel war es, Jugendliche und Arbeitslose von der Straße wegzuholen. Obwohl im Koblenzer Raum (bis jetzt) kein Arbeiterschachverein nachweisbar ist, kam in den 20er Jahren sicherlich ein neues Element auch in den organisierten Koblenzer Schachsport: die Jugend(bewegung) und eine Beteiligung aller sozialen Schichten.
Im Jahr 1925 wurde als einer der damals zahlreichen Vorortvereine der Schachverein Koblenz-Lützel gegründet. Spielort war das Gasthaus Jakob Molitor in der Mariahilf- Straße, Vorsitzender wurde Nikolaus Simonis. In diesem Jahr wurde der erst sechszehnjährige Georg Stein Koblenzer Stadtmeister, ein Turnier, das seit ungefähr dieser Zeit fast ununterbrochen durchgeführt wurde.
An diesen Turnieren beteiligten sich die stärksten Spieler des Großraumes Koblenz und hier insbesondere des SV 03: Armand König, der vor 1945 achtmal gewann, der Studienkomponist Max Lungmuß, Otto Walter und der junge Eugen Selhorst. Überregionale Städtevergleichskämpfe sind etwa gegen Luxemburg, Diedenhofen, Saarbrücken, Krefeld, Bonn, Gießen, Trier, Köln und Mainz überliefert. Der später in Ausschwitz ermordete Dr. Walter Brasch übernahm 1931 den Posten des ersten Vorsitzenden des SV 03, während Peter Eitelbach in diesem Jahr Vorsitzender des SV Koblenz-Lützel wurde. Erster Vorsitzender des Schachverbandes Rhein-Mosel wurde in diesem Jahr der Kassenwart des Koblenzer Schachvereins, Richard Christ.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten erfolgte auch im Schachleben die Gleichschaltung mit der Gründung des Großdeutschen Schachbundes und seines Unterverbandes, des Landesverbandes Mittelrhein (Unterverband West, Bezirk Koblenz), dessen Leiter N. Selhorst wurde. Von 1933 bis 1936 hatte R. Nonne nochmals den Vorsitz des Schachvereins Koblenz 1903 inne; gleichzeitig war er auch „Propagandawart“ des Schachbezirks Koblenz. In diesem zeittypischen Amt folgte ihm in den Jahren 1937-38 F. Warmholz als Leiter des Schachbezirks Koblenz nach, während Eduard Schalck Vorsitzender des SV 03 wurde.
Nach den Wirren des II. Weltkrieges, in dem allerdings das regionale Schachleben nicht ganz zum Erliegen gekommen war, kam es schnell zu einer Neuformierung des Schachs im fast völlig zerstörten Koblenz. Ehemalige Mitglieder des alten SV Koblenz 1903 und des Schachvereins Koblenz-Lützel 1925 fanden sich schon im Winter 1945 im Vereinslokal des VfB Lützel zur Neugründung einer Schachabteilung zusammen, die 1946 mit drei Mannschaften spielte. Erstes schachliches Großereignis in Koblenz nach dem II. Weltkrieg war die Simultanvorstellung des ukrainisch-deutschen Vizeweltmeisters Bogoljubow 1949 in der alten Lützeler Turnhalle. Bereits 1950 beschloss die organisationsstarke Lützeler Schachabteilung unter dem Vorsitz von Josef Best die Gründung eines städtischen Koblenzer Schachvereins, was nach dem Besatzungsrecht aber erst 1951 gewährt wurde. So kam als Kompromiss der Doppelname SV 03/25 zu Stande. Man spielte nunmehr auch wieder in der Innenstadt im Schanzengässchen. In diesem Jahr erzielte das ehemalige und später wieder Mitglied Georg Stein mit dem Gewinn der DDR-Meisterschaft in Schwerin einen der größten Erfolge in der Vereinsgeschichte.
Die größeren Einzelturniere wie Stadt-, Vereins- und Rheinlandmeisterschaft wurden in den Fünfzigern von (denselben) Spielern des SV 03 dominiert: Stein, König, Lungmuß und dann auch Dr. Alles, dem aus Nürnberg hinzugezogenen Tarrasch-Schüler und Dr. Scheidt aus Speyer. Zum 50jährigen Jubiläum des "alten" Schachvereins Koblenz 03 wurde 1953 ein mehrtägiger Mannschaftswettkampf zwischen den Städten Köln, Trier, Mainz und Koblenz veranstaltet, den der SV 03 gewann. Der Schachverband Rheinland war 1947 aus dem alten rheinisch-nassauischen Schachverband hervorgegangen, dem der SV 03 vor 1933 angehört hatte. Nach diversen organisatorischen Problemen und Querelen im alten SV Rheinland schloß sich nur der SV 03 unter dem Vorsitz von Ministerialrat Karl Haack 1955 nicht dem neugegründeten Schachverband Koblenz und damit auch nicht dem großen SV Mittelrhein (südl. NRW + nördl. Rheinland) an. Stattdessen spielte man kurioserweiser die Mannschaftskämpfe in einem Unterverband des Hessischen SV.
Erst im November 1958 trat der SV 03, der schon seit einiger Zeit im Gasthaus Colling in der Gemüsegasse spielte, dem Schachkreis Koblenz und damit dem Schachverband Mittelrhein bei. Seitdem wurde die spielstarke erste Mannschaft des SV 03, zu der auch Jupp Krämer und K.W. Bohn zählten, bis in die frühen siebziger Jahren hinein mehrmals Meister der Oberliga Mittelrhein. Man scheiterte jedoch stets beim Ausscheidungskampf zum Finale der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft an dem Kölner Eisenbahnerverein mit Dr. Tröger und Robert Hübner.
Dass in den sechziger Jahren Schach auch mit der großen Politik zu tun haben konnte, zeigt ein schachliches Großereignis in Koblenz: Am 26. Mai 1963, in der Hochzeit des Kalten Krieges und der Abschottung Berlins, spielte eine Auswahlmannschaft des SV 03 im Restaurant im ‘Haus des Straßenverkehrs‘ einen Freundschaftskampf gegen die Berliner Schachgesellschaft 1827 Eckbauer, den amtierenden (west)deutschen Mannschaftsmeister (1. DM Bialas – Dr. Alles 2. Kauder – Lungmuß 3. Lohse – Jupp Krämer 4. Silbermann – Heinz Schulz 5. Czack – Herrmann 6. Kinzel – Buchberger 7. Vogt – K.W. Bohn 1-0 8. Springer – M. Krämer). Hierbei ging es auch um „ein kameradschaftliches Treffen und Verbundenheit mit den Westberliner Schachfreunden“, die der Koblenzer Oberbürgermeister dann am Montag offiziell im Rathaus begrüßte. 1973 spielte der soeben aus sowjetischer Haft entlassene, erst kürzlich verstorbene Tscheche GM Ludek Pachmann auf Einladung der Rheinzeitung in der Rhein-Mosel-Halle ein überaus gut besuchtes Simultan. Diesem ging eine lange und beeindruckende Rede des GM, der ein führendes Mitglied des Prager Frühlings von 1968 gewesen war, gegen die Sowjetdiktatur voraus.
Nach dem Ende der langen Amtszeit des 1. Vorsitzenden Dr. Hermann Messmer zu Anfang der 70er Jahre kam es zu einer völligen Neuorientierung des SV Koblenz, nämlich einer durch H.J. Preker und den ersten Vorsitzenden K.W. Bohn durchgeführten systematischen Förderung der Jugendarbeit, die bald Früchte tragen sollte. In der Saison 1974/75 gelang der Koblenzer ’Jugendmannschaft’ dann der Durchbruch: In der Aufstellung Daehr, Weidemann (beide aus dem Kölner Raum), Doncevic, Preker, K.W. Bohn, Polster, Peter Bachmann, Schlick, Theis, Dr. Herrmann wurde sie Meister der Oberliga Süd Mittelrhein. Anschließend besiegte sie den Meister der Oberliga Nord, den SK Bonn in zwei Stichkämpfen. Im nachfolgenden Vierer-Stichkampf um den Aufstieg in die neu gegründete vierteilige Bundesliga (Südwest) gelang ihr in Ludwigshafen der Gesamtsieg mit 5,5-2,5 gegen Freiburg, 6-2 gegen Neustadt und 4-4 gegen Ludwigshafen. „Der unaufhaltsame Aufstieg des Schachklubs 03/25“[1] zeigte sich dann auch im Blitzschach: beim großen internationalen Mannschaftsblitzturnier in Limburg errang die Vierermannschaft des SV 03 den zweiten Platz hinter der SG Solingen. Diese Erfolge konnten auch in den unteren Mannschaften nachvollzogen werden, die dank eines enormen Mitgliederzuwachses bald mit acht Teams in allen Ligen spielten. Gleichzeitig waren insbesondere in der Jugendarbeit enorme Erfolge erzielt worden: FM Jörg Weidemann und IM Dario Doncevic wurden 1976 und 1977 jeweils Deutsche A-Jugendmeister. Die Vereinsjugendmannschaft spielte mehrmals bis 1982 bei der Deutschen Meisterschaft mit guten Erfolgen. Das Eichendorff-Gymnasium wurde 1980 in der Besetzung K. Schulz, Th. Bohn, Larisch, Wirnitzer, U. Bohn, Diehl (alle SV 03) Deutscher Schulschachmeister in der Wettkampfgruppe I.
Zum 75jährigen Vereinsjubiläum 1978 organisierte man eine überaus gut besuchte Großveranstaltung mit dem damaligen Weltranglistenvierten GM Dr. Robert Hübner in der Aula des Eichendorff-Gymnasiums. Im Uhrenhandicap am ersten Tag gab es ein 7,5 : 2,5 für den GM, beim Simultan am nächsten Tag ein 30,5 : 10,5. Die in dieser Saison von Frank Zimmermann (kam aus Limburg) für den SV 03 gespielte Bundesligapartie gegen Wolfgang Hübner (Porz) wurde zur schönsten in 20 Jahren Bundesliga gewählt![2] Trotz einiger Rückschläge gelang der ersten Mannschaft fünf Jahre später, 1982, der Aufstieg in die neu gegründete einteilige erste Bundesliga. Man hatte sich inzwischen auch mit auswärtigen deutschen Amateurspielern verstärkt, von denen hier insbesondere FM Volker Wolf, FM Ernst Bayer aus Köln und IM Ludger Körholz sowie Dr. Michael Trauth aus Trier zu nennen sind. Zum Saisonabschluss 1982 fand im Haus der Begegnung, das von nun an immer öfter als Austragungsort größerer Kämpfe benutzt wurde und bald als neues Spiellokal fungierte, ein Uhrenhandicap gegen den damaligen Weltklasse-GM Vlastimil Hort (SG Porz) statt, das noch ernüchternd für die erste Mannschaft mit 8:2 für den GM endete.
Mit Beginn dieser Saison, im Sommer 1981, konnte der SV 03 mit dem Luxemburger Hotelier Aloyse Schwachtgen einen großzügigen Unterstützer als Mitglied gewinnen, der insbesondere die erste Mannschaft bedeutend unterstützte. Für ihn wurde später die ehrenvolle Funktion des Präsidenten geschaffen. Trotz der großen Erfolge und von nun an vielfältiger Bemühungen in Presse und auf privaten Wegen sollte bis in die neunziger Jahre hinein niemals eine mäzenatische Unterstützung der ersten Mannschaft aus dem Koblenzer Raum gefunden werden können! Zudem wurde Oberstleutnant Wolfgang Stäbe Mannschaftsführer der ersten Mannschaft. Auf Anhieb gelang 1982 im ersten Bundesligaheimspiel ein 4:4 gegen den mehrfachen Deutschen Mannschaftsmeister Bamberg und im nächsten Heimspiel ebenfalls ein 4:4 gegen den amtierenden Meister Porz. Der schon für diese Saison eingeplante auswärtige professionelle Spitzenspieler und Trainer konnte aber noch nicht verpflichtet werden und die Klasse wurde nur mit großen Mühen gehalten. Daher beurteilte die Schachpresse die Aussichten sehr negativ: „Den vermutlich schwächsten Aufsteiger stellt der Südwesten. Ohne nennenswerte Neuzugänge sollte Koblenz einen sehr schweren Stand haben, und es würde an ein Wunder grenzen, wenn der Abstieg vermieden werden könnte.“ Allerdings stellten sich schon 1983 bedeutende Einzelerfolge unserer Vereinsspieler ein: K. Schulz wurde Deutscher Dähnepokalsieger und im nächsten Jahr nahmen drei Koblenzer Spieler gleichzeitig an der Deutschen Einzelmeisterschaft in Bad Neuenahr teil: IM Schulz (4. Platz), Schlick (7. Platz) und IM Doncevic (14. Platz).
Die erste offen ausgetragene Vereinsmeisterschaft 1982 um den vom Ehrenvorsitzenden Karl Haack gestifteten Pokal wurde von K. Schulz gewonnen. Insgesamt elfmal wurde dieses Turnier bis 1991 ausgetragen; zuletzt als internationales Open mit einem hohen vierstelligen Preisfonds, internationalen Titelträgern und Teilnehmern aus zahlreichen europäischen Ländern. 1982 erschien zum erstenmal und dann unregelmäßig weiter eine Vereinszeitung, die „den Zusammenhalt in unserem kleinen Klub ... verbessern“ sollte. Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung blieb sie leider nur ein vorübergehendes Phänomen.
In der Saison 1983/84 konnte der damals amtierende Deutsche Mannschaftsmeister Bayern München in der letzten Runde mit 4,5 : 3,5 besiegt werden, was den Verbleib in der höchsten Spielklasse nochmals gerade so sicherte. Dafür schaffte die junge Koblenzer Mannschaft bei der Deutschen Blitzmeisterschaft 1984 den Vizemeistertitel! Die nächste Saison begann gut mit der für den Verein kostenlosen Verpflichtung von GM Lev Gutman aus Israel, der bald auch in Koblenz-Lützel wohnte und des französischen IM Gilles Andruet, des Sohns des bekannten Rennfahrers.
Trotz dieser bedeutenden Verstärkungen – FM Weidemann kehrte ebenfalls wieder zurück - sollte diesmal ebenfalls nur der elfte Platz herausspringen. Auch der zweiten Mannschaft, die als Reservoir für aufstrebende Talente galt, gelang nun der lang ersehnte Aufstieg in die Rheinlandpfalzliga. In der Saison 1985/86, in der die talentierten Spieler FM Brückner, Fritsche und IM Seul vom abgestiegenen Konkurrenten Kettig gekommen waren, konnte der sehr gute sechste Tabellenplatz erreicht werden. Große Erfolge waren die Siege gegen den amtierenden und den späteren Meister Bayern und Solingen, so dass die Presse zu Recht vom heimlichen Deutschen Meister SV 03 sprach. Im Deutschen Vereinsmannschaftpokal scheiterte man erst im Finale an der GM-Truppe von Solingen, nachdem zuvor Porz ausgeschaltet worden war. Die nächste Saison 1986/87 kann als eine der erfolgreichsten des SV 03 gelten: In der ersten Bundesliga erreichte man den fünften Platz, was im Jahr darauf wiederholt werden konnte; der zweiten Mannschaft gelang ein weiterer Aufstieg in die Oberliga. FM Brückner und IM Schulz erzielten auf der Deutschen Einzelmeisterschaft Platz sechs und fünfzehn. Gleichzeitig erzielten IM Seul im Blitzen und M. Hammes in der D-Jugend die Deutsche Meisterschaft. Die Saison 1987/88 sah den Aufstieg der inzwischen auch mit auswärtigen Amateurspielern verstärkten zweiten Mannschaft in die zweite Bundesliga Südwest, die dann zwei Jahre lang dem Nachwuchs der ersten Mannschaft Gelegenheit zur Profilierung gab. Die nunmehr insgesamt acht Mannschaften des SV 03 mit seinen fast 80 Mitgliedern spielten in quasi allen Spielklassen.
Die folgende Saison 1988/89 sah einen Austausch der Spitzenbretter, die nun von GM Dr. Garcia-Palermo aus Argentinien und IM Braga aus Italien besetzt wurden. So konnte nochmals der sechste Platz und das Finale der Mannschaftspokalmeisterschaft erreicht werden. Die erste Bundesliga, die immer mehr zu einem Tummelplatz ausländischer Spitzenprofis wurde, zwang auch den SV 03 zu besonderen Maßnahmen: in der übernächsten Saison wurden für die Spitzenbretter zwei Spitzen-GM verpflichtet: Michael Gurevich, der als Weltranglistenvierter aus Russland nach Belgien übersiedelte und Eduard Rozentalis aus Lettland. Trotz dieser Bemühungen, die für den Verein weiterhin kostenneutral gestaltet werden konnten, entwickelte man sich zu einem Abstiegskandidaten, da unsere deutschen Spitzenspieler vom Studentendasein ins Berufsleben übergingen und deshalb entweder aufhörten oder nur noch wenig Zeit zur Vorbereitung hatten.
In den beiden Saisons 1992/93 und 1993/94 wurde die Mannschaft von U. Bohn als Mannschaftsführer betreut, nachdem Wofgang Stäbe und Aloyse Schwachtgen ihre Mitarbeit aus persönlichen Gründen beendet hatten. Die deutschen Amateurspieler finanzierten jetzt ihre Auslagen selber. Nach zwölfjähriger Zugehörigkeit zur höchsten deutschen Spielklasse erzielte die erste Mannschaft 1994 nur noch den dreizehnten Platz in der ersten Bundesliga und stieg somit in die 2. Bundesliga West ab. Der SV 03 nimmt in der ewigen Schachbundesligatabelle mit großem Vorsprung den siebten Platz unter 48 Mannschaften ein und gehört damit zu den erfolgreichsten (gesamt)deutschen Amateurmannschaften der Nachkriegszeit. Dem allgemeinen Resümee von H. Volkert zur Koblenzer Sportgeschichte, „ob bei einer stärkeren Vereinskonzentration kontinuierlich in mehreren Sportarten Spitzenleistungen möglich gewesen wären, bleibt Spekulation,[3]“ ist auch in schachlicher Hinsicht eindeutig beizupflichten. War der SV 03, der immer schon ein organisatorisches Defizit hatte, seit Mitte der siebziger Jahre trotz seiner zeitweise hohen Mitgliederzahl stets leistungsorientiert ausgerichtet – etwa in der Jugendarbeit, so wurde dies auch nach Mitte der neunziger Jahre und einem deutlichen Mitgliederschwund beibehalten.
Das folgende Jahrzehnt nach 1994 bedeutete für die erste Mannschaft ein mehrmaliges Auf- und Absteigen zwischen der 2. Bundesliga Südwest und der Oberliga. Nach der Schließung der Gaststätte im Haus der Begegnung wechselte der SV 03 für einige Jahre in die Altdeutschen Bierstuben im Rauental und spielt seit einiger Zeit wieder ’standesgemäß’ in der Innenstadt, ’Im Stüffje’, wo sich der Verein nun gut aufgehoben fühlt. Der SV 03 verzichtet jetzt bewusst auf Profis und (fast) alle auswärtigen Amateurspieler und konzentriert sich auf altbewährte Kräfte aus dem Raum Koblenz. Bei den Jugendlichen wurden in den neunziger Jahren weiterhin gute Erfolge erzielt mit zahlreichen Titeln in der Rheinland- und Rheinlandpfalzkategorie von den Geschwistern Balcerak, J. Kipper, E. Medwed und M. Schenderowitsch. Sie blieben aber vereinzelt, ohne dass dadurch ein neuer Schwung im Jugendbereich und im Gesamtverein ausgelöst worden wäre.
Auch in letzter Zeit hat der SV 03 weiterhin Einzel- und Mannschaftserfolge zu vermelden: FM M. Hammes wurde am 26. 01. 2003 Rheinlandschnellschachmeister vor IM Boidman (Andernach), und Annika Fried wurde am 8.3.03 Rheinland-Pfalz-Schnellschachmeisterin. Im Deutschen Vereinsmannschaftspokal schied der SV 03 im Januar diesen Jahres im Viertelfinale in Heidelberg nach einem 1:3 gegen die ausländische Profitruppe des SC St. Ingbert aus. Zuvor hatte man sich auf Rheinland-, Rheinlandpfalz- und Südwestdeutscher Ebene durchgesetzt; zuletzt mit einem 3,5:0,5 gegen den hessischen Oberligisten Oberursel (1. Dr. Wolfgang Polster ½ 2. FM Dr. Thomas Bohn 1 3. FM Michael Hammes 1 4. Michael Stahl 1). Die momentan 30 aktiven Vereinsmitglieder verteilen sich auf drei Mannschaften. Auch im Jahr 2003 hat die erste Mannschaft in der Aufstellung Dr. Polster, FM Hammes, IM Doncevic, Fritsche (MF), FM Dr. Th. Bohn, Rosenberger, Repplinger, Berresheim, U. Bohn wiederum die Chance, Meister in der Oberliga Südwest zu werden und in die 2. Bundesliga West aufzusteigen. Der zweiten Mannschaft droht dagegen der Abstieg in die Rheinlandliga, während die dritte Mannschaft wiederum den Aufstieg aus der A-Klasse anstrebt. Der SV 03 richtet zu seinem 100jährigen Vereinsjubiläum die Rheinlandmeisterschaften in der Aula des Görres-Gymnasiums aus.
Ehrentafel (bedeutende Erfolge von Mitgliedern des SV 03/25, in Auswahl)
Weisser, Emil †
erfolgreiche Teilnahme an Turnieren des NRSV und DSB bis 1914
Dr. Wolff, Otto †
Mittelrheinmeister
Hartmann, Wilhelm †
Hauptturnierspieler
Walter, Otto †
Mittelrheinmeister und Vize RheinM 1930
Dr. Alles, Werner †
mehrfacher Stadt-, Vereins- und Rheinlandmeister
Lungmuß, Max †
Studienkomponist, vielfacher Stadt-, Vereins- und Rheinlandmeister
König, Armand †
vielfacher Stadt-, Vereins- und Rheinlandmeister, spielte Deutsche Nationalmannschaft
Stein, Georg †
mehrfacher Stadt-, Vereins- und Rheinlandmeister, DDR-Meister 1951
Krämer, Jupp
mehrfacher Vereins- und Stadtmeister
Preker, Hans-Jürgen
mehrfacher Stadt- und Vereinsmeister
Weidemann, Jörg
FM, dt. A-Jugendmeister 1976
Doncevic, Dario
IM, dt. A-Jugendmeister 1977, mehrfacher Stadt- und Vereinsmeister, dt. Dähnepokalfinalist
Schulz, Klaus
IM, deutscher Dähnepokalsieger, mehrfacher Vereinsmeister, Rheinlandpfalzmeister der Herren und A-Jugend, spielte deutsche Nationalmannschaft im Mitropa-Cup, 4. Platz Deutsche Einzelmeisterschaft 1984
Schlick, Volker †
Rheinlandpfalzmeister der Herren
Wolf, Volker
FM, Rheinlandpfalzblitzmeister
Brückner, Thomas
FM, Rheinlandpfalzmeister der Herren
Seul, Georg
IM, Rheinlandpfalzblitzmeister, deutscher Blitzeinzelmeister 1987
Dr. Polster, Wolfgang
deutscher Soldatenmeister 1976
Fritsche, Lutz
Rheinlandpfalz A-Jugendmeister
Dr. Bohn, Thomas
FM, Rheinlandmeister der Herren, A- und B-Jugend, Stadtmeister, dreifacher deutscher Lehrermeister, mehrfacher Rheinlandpfalzblitzmeister
Hammes, Michael
IM, deutscher D-Jugendmeister 1987, Rheinlandmeister 1992, Rheinlandpalzschnellschachmeister 2002