02.07.2018
Schachdorf Ströbeck
Sonstiges

Maischnellturnier im Schachdorf Ströbeck am 26.5.2018

Viele Schachinteressierte werden schon von dem kleinen Schachdorf Ströbeck im Harz in Sachsen-Anhalt gehört haben, eines von 11 sogenannten Kulturdörfern Europas. Der Legende nach – und die wird gepflegt (!) – lehrte ein gefangener „Fürst“ vor rund 1000 Jahren den Ströbecker Erwachsenen und Kindern das Schachspiel. Seit dieser Zeit wird dieses Wissen weitergegeben. Seit 1832 und dann bis vor wenigen Jahren war Schach Pflichtschulfach; Schüler mit einem Schachbrett unter dem Arm prägten das Bild des Dorfes. Gerade zu DDR-Zeiten war es auch für russische Welt- und Großmeister ein Muß, in Ströbeck ein Simultanturnier zu spielen. Außerdem sind die Ströbecker stolz auf ihr Schachmuseum und nicht zuletzt auf ihr „Lebendschachensemble“, dessen Idee auf das Jahr 1688 zurückgeht. Seit letztem Jahr steht Ströbeck mit seinen Schachtraditionen auf der Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes.
Auf dem Marktplatz („Zum Schachspiel“) wird bei allen Turnieren im Rahmenprogramm eine Lebendschachpartie gespielt. Das Privileg hatte ich einige Male schon: die Spieler sitzen auf Tennisschiedsrichterstühlen und sagen ihre Züge durchs Mikrofon an. Danach bewegen sich die aufgerufenen Figuren immer korrekt übers Feld. Nach wenigen Zügen verliert man angesichts des bunten Gewusels allerdings die Übersicht und spielt besser Blindschach.

Ich lernte Ströbeck im Herbst des Jahres 1996 kennen, als der Vorsitzende der dortigen Sparkasse zur ersten deutschen „Sparkassenmeisterschaft“, ein neunrundiges 15-Minuten-Schnellschachturnier, einlud. Seitdem fand das Turnier 11 Mal statt, davon 10 Mal in Ströbeck. In aller Bescheidenheit: Sieben Mal durfte ich dieses Turnier gewinnen, 4 Mal wurde ich Zweiter. In dieser Zeit sind einige nette Freund- und Bekanntschaften zu Ströbeckern und natürlich zu Sparkassenschachkollegen anderer Häuser entstanden.
Vor drei Jahren hörte ein „harter Kern“ von 5 Sparkassenschachspielern erstmals vom traditionellen Maiturnier in Ströbeck, ausgetragen jeweils am letzten Maiwochenende als Vierermannschaftsschnellturnier mit 10-Minuten-Bedenkzeit. Das Turnier findet mit nur einer Unterbrechung seit 1960 (!) statt, angabegemäß ist es damit nach Wijk an Zee und Hastings eines der ältesten Turniere in Europa. 58 Mannschaften, davon immer auch zwei holländische Mannschaften (die Käse und Matjes mitbringen), in vier Gruppen sind die Obergrenze für das Spiellokal. Seit Jahren gibt es eine lange Warteliste von Interessenten. Nur dank unserer guten „Querverbindungen“ erlaubte man uns als Sparkassenmannschaft 2016 erstmals teilzunehmen. Wir rechtfertigten das Vertrauen und gewannen – damals für alle überraschend – die A-Gruppe. Im Vorjahr fehlte unser Brett zwei, André Becker aus NRW, ein starker Blitzer, sodass nur Platz 3 heraussprang.
Dieses Jahr wieder in Bestbesetzung, gelang uns erneut der Gesamtsieg vor zwei ehrgeizigen Berliner Zweitbundesligateams, diesmal mit deutlichem Vorsprung. Der erste Preis – neben dem Glaswanderpokal – ist eine Kalorienbombenschachtorte !

In der einzigartigen Atmosphäre von Ströbeck nimmt bei jedem (!) Turnier das ganze Dorf Anteil. Die meisten Teilnehmer sind kostenlos in Familien untergebracht. Bei den legendären Abendveranstaltungen vor und nach den Turnieren tragen gefühlt alle Bewohner zur kostenlosen Bewirtung bei. Und die Disco auf dem Dorfplatz bis zwei Uhr nachts ist gesellschaftlicher Höhepunkt des Jahres. Natürlich blitzen die verbleibenden Spielern „nebenbei“ weiter bis in den frühen Morgen.
Beide Turniere in Ströbeck sind für mich liebgewordene Traditionen, die ich hoffentlich noch oft pflegen kann..... [VW] ... [weiter]
Insel Kos
Sonstiges

Amateurweltmeisterschaft der ACO (Amateurchessorganisation) vom 9.-21.5.2018

Das von den Organisatoren selbstbewußt als Amateurweltmeisterschaft durchgeführte Turnier auf der griechischen Insel Kos fand nunmehr bereits zum 7. Mal statt. Das Konzept ist durchdacht und augenscheinlich erfolgreich, nahmen doch diesmal 320 Schachspieler aus 29 Ländern teil, u.a. aus Chile und eine ganze Familie von den Bermudas. Die Turniere finden seit Jahren im Mai in der griechischen Nebensaison in einem 5-Sterne-Hotel (na, ja 4 Sterne nach deutscher Klassifizierung) zu angemessenen Preisen auf der klimatisch bevorzugten Insel Kos in äußerst familiärer Atmosphäre statt. Die Teilnehmer von ELO 0 bis 2400 spielen in 7 verschiedenen Klassen jeweils „ihren“ Weltmeister aus. Gespielt werden neun Runden, an zwei Tagen werden jeweils 2 Partien gespielt. Am spielfreien Tag wird eine Inselrundfahrt angeboten, an mehreren Abenden gibt es Zusatzveranstaltungen, z.B. Einzelblitz- und Mannschaftsblitztunier, Simultanveranstaltung mit GM A.Shirov sowie Analysemöglichkeit der eigenen Partien mit GM Lanka.
Wer wollte, konnte also „Schach total“ erleben, ich bevorzugte bei zeitweilig 33 Grad Außentemperatur zwischendurch eher Pool und Meer (Wassertemperatur 23°).

Für mich war es das erste Einzelturnier nach 30 Jahren, zuletzt spielte ich 1988 anläßlich der Schacholympiade in Thessaloniki ein Open. In meiner A-Gruppe (ab ca. ELO 2200) gab es nur 10 Teilnehmer, sodass prompt aus dem Open ein Vollrundenturnier wurde. Und der Ehrgeiz der durchweg sympathischen Gegner aus Griechenland, Rumänien,Slowenien, Schweiz, Österreich und Deutschland war alles andere als amateurhaft: m.E. bereiteten sich – für mich unerwartet – mindestens 8 der 9 Gegner mit Computerhilfe auf mich vor. Nach einer unnötigen Auftaktniederlage gegen den späteren Zweiten, Dennis Nasshan aus Worms, folgten drei mehr oder weniger korrekte Siege und zwei Unentschieden. In Runde 7 verlor ich verdient gegen den späteren Sieger und Lokalmatador Sarantos, um mit zwei Siegen zum Abschluß doch noch die „Bronzemedaille“ zu erringen.

Eine stilvolle Siegerehrung, Wiedersehen mit zum Teil „ganz alten Bekannten“, durchweg hochwertige Verpflegung nicht zu vergessen: alles in allem ein empfehlenswertes Turnier, in dem man Schach und Urlaub auf angenehme Art und Weise miteinander verbinden kann. [VW] ... [weiter]