Rückblick
Vor 40 Jahren: der Aufstieg des SV 03/25 Koblenz in die Schachbundesliga
So wie in allen Sportarten in den momentanen „Coronazeiten“ ruht auch das organisierte (Nah)Schachleben seit März 2020 komplett. Nur im Internet findet ein bis dahin ungeahnter Hype statt: die Teilnehmermassen an den unzähligen Schachturnieren weltweit explodieren geradezu, was auch für die Zuschauerzahlen bei den inzwischen hochdotierten Spitzenevents (mit Schachweltmeister Carlsen und Co.) gilt. Ein Blick in die jüngere Vergangenheit ohne Schachcomputer, Internet und vor der „Öffnung des Ostens“ fördert da Interessantes zutage.In der Saison 1981/82 gelang der damals jüngsten deutschen Mannschaft auf Bundesebene der Aufstieg aus der II. Schachbundesliga Südwest in die Deutsche Schachbundesliga. Die ein Jahr zuvor gegründete „Amateur“-Liga mit 16 Mannschaften war schon damals gespickt mit westeuropäischen Spitzenprofis. Sie besteht noch heute als stärkste (reguläre) Liga der Welt fort, auch wenn sie jetzt ein Tummelplatz der Weltelite geworden ist. Die Koblenzer Studententruppe war eine reine Amateurmannschaft, die mit dem Luxemburger Hotelier A. Schwachtgen einen Unterstützer erhielt, der zunächst die anfallenden großen Reisekosten übernahm. Mit Oberstleutnant W. Stäbe als Mannschaftsführer (heute ‚Teammanager‘) war auch organisatorisch nochmals frischer Wind in den kleinen Verein gekommen, der bereits ab Mitte der 70er Jahre unter den Vorsitzenden K.-W. Bohn und H.J. Preker einen Aufschwung zu verzeichnen hatte. Die RZ schrieb 1975 (23. 06.) vom „unaufhaltsamen Aufstieg des SV 03/25.“ 1981/82 stieg auch die II. Mannschaft in die neugegründete Rheinland-Pfalzliga auf, nachdem der Schachverband RLP das gesamte Bundesland erst spät „erobern“ konnte.
Die damalige I. Mannschaft bestand u.a. aus den beiden deutschen A-Jugendmeistern Jörg Weidemann (1976), Dario Doncevic (1977), Dr. Wolfgang Polster, Volker Wolf (Köln), Volker Schlick, Klaus Schulz, Hans-Jürgen Preker, zu denen wenig später aus der Region noch die damals starken Schüler Georg Seul, Lutz Fritsche, Thomas Brückner und Thomas Bohn stoßen sollten. Zwar endete das Trainingsmatch 1982 vor der ersten BL-Saison gegen den damaligen Weltklasse Großmeister Hort, den viele noch von seinen Fernsehschach-Sendungen kennen dürften, mit einer Niederlage, doch gelangen danach gleich zwei sensationelle Unentschieden in den Kämpfen gegen die Deutschen Mannschaftsmeister Bamberg und Köln-Porz. Man spielte in den nächsten Jahren teils vor großer Zuschauerkulisse in den Sälen des längst abgerissenen Haus der Begegnung (HDB am Zentralplatz), dessen gastronomisch-soziale Funktion als Veranstaltungsort im Zentrum der Stadt bis heute nicht ersetzt worden ist.
Insgesamt konnte sich die I. Mannschaft bis 1994 in der Bundesliga halten. Die „Öffnung des Ostens“ mit einer Schwemme „billiger“ Profis und der Wechsel etlicher Studenten in das Berufsleben beendete diese erfolgreiche Phase. Die I. Mannschaft spielt heute in der II. Bundesliga West… wenn es denn mal irgendwann weitergeht. [ATG]