2. Bundesliga West
TSV Schott-Mainz – SV Koblenz 4 - 4
Spielzeit mit Überlänge endet mit KlassenerhaltIn der 2. Schachbundesliga West rettet sich der SV 03/25 Koblenz I durch ein 4:4 bei Schott Mainz!
Nach einer fast anderthalbjährigen Unterbrechung des Spielbetriebs aufgrund der Pandemie konnte die Saison 2019/20 in der 2. Schachbundesliga West am vergangenen Wochenende mit einer Doppelrunde endlich zum Abschluss gebracht werden. Bis dahin hatte unsere Mannschaft den siebten von zehn Plätzen belegt, was bei drei Absteigern den Ligaverbleib bedeuten würde. Um in den ausstehenden zwei Kämpfen den Klassenerhalt zu sichern, waren wir dazu angehalten, möglichst viele der noch zu vergebenden vier Punkte einzufahren. Dabei half uns bereits im Vorfeld die Nachricht, dass das heimische Saisonfinale gegen die SG Solingen II mit einem kampflosen 8:0 gewertet werden würde, da der Gast aufgrund der potenziellen Corona-Gefahr lieber auf eine Anreise verzichtete.
Allerdings empfing am Samstag mit dem TSV Schott Mainz ein direkter Konkurrent um den Klassenerhalt den Koblenzer Tross, der angeführt von Mannschaftsführer Dario Doncevic mit acht Spielern und einer Handvoll Fans angereist war. Spielort war das Kolpinghaus, welches, inmitten der Mainzer Altstadt gelegen, einen Teil eines mittelalterlichen Patrizierhofes bildet. Im Herzen der historischen Gemäuer stand indessen schon vor der Begegnung fest: Bereits mit einem Unentschieden würden wir uns aller Abstiegssorgen entledigen. Demzufolge traten wir fast in Bestbesetzung an. Lediglich unser ungarischer Großmeister Imre Balog fehlte beim Unternehmen Klassenerhalt.
Obwohl wir an jedem Brett zum Teil über deutlich bessere Wertungszahlen verfügten, zeichnete sich schnell ein langer und zäher Kampf ab. Schließlich ging es für Schott Mainz ebenfalls um den Klassenerhalt. Nach dreieinhalb Stunden Spielzeit erreichte Marc Repplinger an Brett 8 mit Schwarz ein Remis. Der Partie, welche aus der Tarrasch-Verteidigung im Damengambit hervorgegangen war, fehlten wirkliche Höhepunkte.
Kurz danach gerieten wir in Rückstand. Ausgerechnet FM Michael Schenderowitsch, der bis zur Vorsaison noch für die Mainzer gespielt hatte, verlor gegen seinen ehemaligen Mannschaftskollegen an Brett 5 mit Weiß. Nach einer Englischen Eröffnung mit nahezu symetrischer Struktur initiierte Schwarz am Königsflügel einen unwiderstehlichen Angriff, der Michael eine Figur und kurz darauf die Partie kostete.
An Brett 7 kam IM Michael Hammes mit Weiß zu einem Remis. Im Wolga-Gambit gab er den geopferten Bauern des Gegners nach Damentausch schnell zurück. Die daraus resultierende Stellung versprach aufgrund des weißen Entwicklungsvorsprungs und der besseren Bauernstruktur gute Erfolgsaussichten für ihn. Nach jedem weiteren Figurentausch verflachte die Partie jedoch zusehends.
Darauf durften die mitgereisten Fans das erste Mal jubeln. An Brett 1 hatte GM Sebastien Feller mit Weiß IM Jakob Balcerak geschlagen. Unter Bauernopfer hatte Sebastien die geschwächte schwarze Königsstellung bloßgelegt. Dank seines unvertreibbaren schwarzfeldrigen Läufers, der vom Feld d4 aus auf den gegnerischen Monarchen strahlte, konnte unser französischer Großmeister Mattdrohungen aufstellen, die für den ehemaligen Koblenzer Spieler irgendwann nicht mehr zu verteidigen waren.
An Brett 6 sah es für FM Lutz Fritsche mit Schwarz lange Zeit kritisch aus. Lutz hatte seine Rochadestellung empfindlich geschwächt und sah sich darauf bedrohlichen Angriffen von Dame und Springer ausgesetzt. Mit all seiner Erfahrung konnte Fritsche jedoch alle Attacken abwehren und sich in ein ausgeglichenes Doppelturmendspiel retten.
Ebenfalls kritisch war zeitweise die Stellung von IM Georg Seul an Brett 4 mit Schwarz. Mithilfe einer extravaganten Vertripelung seiner Schwerfiguren auf der a-Linie hatte Weiß enormen Druck auf Georgs Damenflügel ausgeübt. Erst im allerletzten Moment gelang es dem Koblenzer, mittels Dame und Turm Gegenspiel zu erzeugen, um die Partie durch Dauerschach letztendlich zum Remis zu führen.
Durch die Niederlage von GM Sarunas Sulskis an Brett 2 mit Schwarz gerieten wir erneut in Rückstand. In einer spannenden Partie hatte unser litauischer Großmeister einen gegnerischen Königsangriff klassisch mit einem Durchbruch im Zentrum beantwortet. Zwar war dieser unter Bauernopfer geschehen, doch die geschwächte und unterentwickelte weiße Stellung versprach gutes Gegenspiel für den Koblenzer. Unter Rückgabe des Bauern konnte sich GM Cicak in die Lange Rochade retten. Im Folgenden war sein einziger Trumpf im Ärmel ein auf dem Feld e4 optimal positionierter Läufer, der sowohl Angriffs- als auch Verteidigungsaufgaben übernehmen konnte. Am Ende konnte GM Sulskis die Umwandlung des gegnerischen a-Bauern in eine Dame nicht mehr verhindern und gab auf.
So lag beim Stande von 3:4 alles an IM Michael Wiedenkeller, den Koblenzer Klassenerhalt in trockene Tücher zu bringen. An Brett 3 hatte der in Luxemburg sesshafte Koblenzer Spieler mit Weiß bereits frühzeitig zwei Bauern gewonnen. Um ein leicht gewonnenes Endspiel zu erreichen, gab Wiedenkeller einen Bauern gerne freiwillig zurück und sicherte schließlich nach sechs Stunden Spielzeit das rettende 4:4-Unentschieden.
Während der SV 03/25 Koblenz somit sportlich die Klasse halten konnte, war durchgesickert, dass die DJK Aachen kurzfristig ihre Mannschaft vom Spielbetrieb zurückgezogen hatte. Somit war ein Koblenzer Abstieg ohnehin schon im Vorfeld rein rechnerisch ausgeschlossen. Diese Nachricht reihte sich gut ein in den Verlauf einer außergewöhnlichen Saison, die der SV 03/25 Koblenz auf Platz 5 abschließt. Meister und damit Aufsteiger in die Erste Bundesliga wird der SK Düsseldorf.
TSV Schott-Mainz - SV 03/25 Koblenz 4:4
Brett 1: IM Balcerak – GM Feller 0:1, Br. 2: GM Cicak – GM Sulskis 1:0, Br. 3: Göbel – IM Wiedenkeller 0:1, Br. 4: Müller – IM Seul ½:½, Br. 5: FM Gohil – FM Schenderowitsch 1:0, Br. 6: FM A. Lisanti – FM Fritsche ½:½, Br. 7: M. Lisanti – IM Hammes ½:½, Br. 8: IM Werner – Repplinger ½:½
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