
1. Rheinland-Pfalz-Liga
SC ML Kastellaun – SV Koblenz 03/25 II 2,5 - 4,5
Saisonauftakt nach MaßKastellaun. Nach einer gefühlten Ewigkeit durfte unsere Mannschaft endlich wieder an die Bretter, die die Welt bedeuten. Allerdings hatte man qua Übereinkunft aller Ligateams unseren Koblenz-Achter empfindlich beschnitten. So fuhren wir am Ersten Spieltag mit der gewöhnungsbedürftigen Zahl von sieben Spielern in den tiefsten Hunsrück. Der Aufsteiger aus Kastellaun hatte in den letzten Jahren selten verloren. Seine letzte Niederlage fügte ihm unsere Dritte in der Vorsaison zu. Demzufolge waren wir gewarnt, zumal der Gastgeber immerhin an drei Brettern bessere Zahlen aufwies. Noch vor dem Anstoß setzte die Live-Übertragung der ersten vier Bretter das erste Ausrufezeichen des Tages. Dagegen durften unsere Bretter 5 bis 7 völlig befreit von öffentlichem Druck aufspielen.
Als Erster nutzte Christian Marquardt (6/s) diese Gelegenheit, indem er sich mit seinem alten Schul- und Vereinskameraden nach 16 Zügen auf remis verständigte. Das Londoner System hatte Weiß keine Vorteile gebracht.
Einen Zug länger benötigte Marc Repplinger (2/s), um seinen Gegner von einer Punkteteilung zu überzeugen. Im Bogo-Inder hatte Marc einige unorthodoxe Züge gewählt, die eine etwas anrüchige Stellung ergaben. Obwohl sein Gegner nur natürliche Züge gewählt hatte, konnte er Marcs Position nie ernsthaft erschüttern.
Nach 23 Zügen hatte auch Helmut Berresheim (4/s) ein Remis erreicht. Im Holländer konnte Weiß mit seiner letzten Leichtfigur einen "ewigen" Springer auf e5 installieren, der Helmuts weißfeldrigem Läufer zumindest optisch überlegen war. Dennoch wirkte die Stellung ausgeglichen, da Weiß lang rochiert hatte, sodass Helmut mit verdoppelten Türmen auf der c-Linie genug Gegenspiel hatte, was in Zugwiederholung mündete. Damit hatten wir alle drei Schwarzpartien remisiert und konnten nun auf unsere vier Weißspieler hoffen.
Bei Alexander Thieme-Garmann (5/w) machte sich der Frust, nicht live im Internet übertragen zu werden, früh bemerkbar. Unser Ersatz-Captain musste bereits nach 16 Zügen im Caro-Kann mit 2. d3 eine Qualität geben. Ohne erkennbare Kompensation schien die Niederlage nur eine Frage der Zeit. Da Alexanders jugendlicher Gegner nicht immer die beste Fortsetzung fand, konnte Weiß nach und nach seine Stellung verbessern. Sein einziger Trumpf war eine Läuferdiagonale auf den schwarzen König, mit deren Hilfe Alexander die Qualität zurückgewann. Danach hatte er nur noch einen Minusbauern, der aber immer noch zum Verlust gereicht hätte. In höchster Zeitnot fand Alexander einen Zug des Monats, indem er ein Damenopfer anbot, dass sein Gegner nicht annehmen konnte, ohne matt zu gehen. Im sich daraus ergebenden Turmendspiel konnte Alexander den Bauern zurück gewinnen, um danach wohl leicht besser zu stehen. Angesichts des Partieverlaufs und dem Stand der restlichen Partien entschied er sich mittels Remisangebot für die sicherste Lösung.
So war es Uli Büscher (7/w), der sich als erster Spieler der Saison in die Siegerliste eintragen durfte. Im Grünfeld-Inder hatte Uli einigen Raumvorteil am Damenflügel, woran sich auch nichts nach dem frühen Abtausch dreier Leichtfigurpaare änderte. Genau im richtigen Moment nahm Uli auch die Damen vom Brett, wodurch er einen Zentrumsbauern gewinnen konnte. Völlig kompensationslos mündete die Partie in ein Turmendspiel, das Uli mit überzeugender Technik nach Hause brachte.
Thomas Bohn (3/w) wählte das Leningrader System im Anzug, worauf eine bekannte Stellung entstand, in der sich nach und nach alles abtauschte, ohne dass eine Partei Vorteil hätte reklamieren können. Das logische Ende war ein Dauerschach von Schwarz. Die letzte Partie des Tages spielte Alex Steinacker (1/w). In einem Englischen System kam es schon sehr früh zu einem Doppelturmendspiel, in dem Alex die bessere Bauernstruktur und zudem die aktiveren Türme besaß. Am Ende entstand ein Turmendspiel, das vielleicht bei bestem Spiel von Schwarz hätte remis gehalten werden können. So aber gewann Alex seine Partie in insgesamt staubtrockener Manier durch Bauernumwandlung.
Damit endete ein erfolgreicher Auftakt in die neue Spielzeit. Ohne eine einzige Niederlage verließen wir, die glorreichen Sieben, das malerische Kastellaun zufrieden Richtung Heimat. [ATG] ... [weiter]
