15.04.2022
Sieger DSAM 2022 Gruppe C
Erster von links: SV-Neumitglied Henrik Petersen
Sonstiges

Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft 7³ 2022

Ursprünglich vom Schachclub Wittlich kommend, bin ich vor wenigen Wochen zum SV Koblenz gewechselt und habe nun unter der Fahne Koblenz' vom 8. bis 10. April die erste Vorrunde der DSAM in Gruppe C mitgespielt und gewonnen. Das Turnier fand in der Hauptstadt Brandenburgs, im gleichnamigen Hotel statt. Die Atmosphäre im Hotel war äußerst angenehm und die Verkehrsanbindung war ebenfalls gut. Man könnte meinen, dass mit einem schönen Spielort und einer guten Turnierorganisation ein gutes Turnier ja nur vorprogrammiert sei, aber für mich gab es am ersten Tag leider ein paar Startschwierigkeiten. Meine Anreise dauerte statt den erwarteten 7 Stunden dann nämlich ganze 13 (!) wodurch ich mit nur zwei Stunden Schlaf und übermüdet am Spielort ankam.

Dort traf ich in Runde 1 mit Schwarz auf Schachfreund Amod Kumar. Mit diesem einigte ich mich nach einem langen Kampf, in dem ich leider viele Chancen ungenutzt ließ, auf ein Remis. Erschöpft von dieser Partie und der Reise konnte ich nun glücklicherweise zwei Stunden schlafen bevor die nächste Partie begann und wach und voller Kampfeslust zur zweiten Runde antreten. In dieser Runde spielte ich mit Weiß gegen Christian Schubert. Christian beantwortete meinen 1. Zug d4 mit der Pirc Verteidigung, die er allerdings zu passiv und etwas ungenau spielte. Dadurch konnte ich bereits nach 10 Zügen eine strategische Gewinnstellung erreichen. Diese verwertete ich überzeugend und setzte meinen Kontrahenten im 40. Zug Matt. In Runde 3 begegnete ich dann Sybille Guder mit Schwarz, auf die ich mich am vorangegangenen Abend etwa anderthalb Stunden vorbereitet hatte. Am Brett wich sie dann bereits im vierten Zug meiner Vorbereitung aus, sodass ich in dieser Partie bereits sehr früh viel Zeit verbrauchte. Ich berechnete nun nämlich 20 Minuten lang die Konsequenzen eines zeitweiligen Bauernopfers, das ihren Plan verhinderte und mir einen kleinen strategischen Vorteil nach der Eröffnung sicherte. Im Mittelspiel verlor Weiß dann mit mehreren etwas unnatürlichen Figurenmanövern am Damenflügel zu viel Zeit. Dadurch konnte ich im Zentrum meine Bauern vorschieben und einen Angriff gegen ihren König aufziehen. Nachdem es zwischenzeitlich so aussah als hätte die Weißspielerin ihren König am Damenflügel in Sicherheit bringen können, zerschlug ich mit einem intuitiven Qualitätsopfer dann sämtliche Träume einer sicheren Königsstellung. Ich gewann die Partie durch Aufgabe im 45. Zug, nur wenige Züge vor dem Matt. In der vierten Runde traf ich auf den nur vier Jahre älteren Benjamin Matthes. Benjamin geriet, von meiner Eröffnungswahl überrascht, durch eine ungeschickte Reihenfolge der Züge, in die Drachenvariante der Sizilianischen Verteidigung. Diese hatte er mit Schwarz allerdings noch nie zuvor gespielt, sodass ich mich in der Theorie deutlich besser auskannte. Als Folge dessen hatte ich bereits nach 16 Zügen einen Zeitvorsprung von über einer Stunde und eine etwas angenehmere Stellung. In Zeitnot stellte Benjamin dann im 24. Zug Material ein und sah sich kurz darauf dazu gezwungen die Partie aufzugeben. Nach meinem Sieg in dieser Partie hatte ich mit 3.5/4 Punkten im Prinzip eine sichere Qualifizierung für das Finale in Magdeburg und war in dieser Hinsicht schon mal beruhigt. In Runde 5 traf ich mit Schwarz auf den starken Jugendlichen Max Weidenhöfer, der bis zu dieser Runde sämtliche Partien gewonnen hatte! In meiner Vorbereitung am Vorabend analysierte ich unter anderem die Caro-Kann Partie Weidenhöfer - Laux 2020, in der Max eine etwas ungenaue Zugreihenfolge gewählt und eine unentdeckte Möglichkeit im 10. Zug erlaubt hatte. Als eigentlicher Najdorf Spieler war mir nicht ganz wohl bei dem Gedanken Caro-Kann in der Partie zu spielen, die entscheiden sollte ob ich es unter die ersten Drei schaffe oder nicht. Mit Caro-Kann hatte ich allerdings schon mal eine Partie unter ähnlichen Bedingungen gewonnen. Insofern war ich zuversichtlich dies wiederholen zu können, zumal ich im Blitzen viel Erfahrung mit Caro-Kann habe. Daher bereitete ich den bisher nur ein einziges Mal in einer Fernschachpartie gespielten Zug 10. ...c5!, der eine Verbesserung der erwähnten Partie darstellt, am Vorabend intensiv vor. Die Schachgöttin Caissa meinte es wohl gut mit mir, denn Max wiederholte seine ungenaue Zugreihenfolge aus der Partie gegen Laux und erlaubte es mir meine Vorbereitung zu spielen. Diese überraschte ihn scheinbar, denn er verfiel nun in tiefes Nachdenken und fand nach einer 20-minütigen Denkpause nicht die beste Fortsetzung. Dadurch erlangte ich, zufrieden mit dem Verlauf der Partie, eine leichte Initiative mit Druck gegen die weiße Stellung. Im 15. Zug machte Max dann einen taktischen Fehler, indem er ein vernichtendes Figurenopfer zuließ. Ich sah die Opferidee und berechnete über 30 Minuten lang die Konsequenzen des Opfers, welches ich letztendlich auch spielte. Ich erlangte in der Folge einen so starken Angriff, dass sich der junge Weißspieler im 20. Zug dazu gezwungen sah, seine Dame für einen meiner Türme zu geben. Nun hatte ich einen großen materiellen Vorteil und gewann die Partie nach meinem 33. Zug durch Aufgabe. Nach meinem Sieg in dieser Partie stand fest, dass ich definitiv unter den ersten beiden Plätzen war. Allerdings hatte der Schachfreund Jan Homberger, nach einem starken Turnier, ebenfalls 4.5 Punkte. Dadurch entschied die Feinwertung den Turniersieger und ich musste auf die Siegerehrung warten, um meine endgültige Platzierung zu erfahren. Dort fiel mir dann ein Stein vom Herzen, als mein Name, zusammen mit dem Vereinsnamen des SV Koblenz, ausgerufen wurde und ich konnte mit einem äußerst schicken Glaspokal und einem tollen Turnierergebnis nach Hause fahren.

Trotz der Startschwierigkeiten konnte ich in Potsdam also ein sehr starkes Turnier spielen, mit dessen Ergebnis ich sehr zufrieden bin. Ich hoffe sehr, ein ähnliches Ergebnis beim Finale im Sommer zu erreichen und natürlich auf dem gleichen Niveau in meiner ersten Mannschaftssaison für den SV 03/25 Koblenz spielen zu können. [HP] ... [weiter]