18.10.2022
Goetheschule Mainz
1. Rheinland-Pfalz-Liga

Sfr.Mainz 1928 – SV Koblenz III 4½:3½

Nach der ernüchternden Klatsche vom 1. Spieltag gegen unsere Zweite stand am letzten Sonntag gegen die Schachfreunde in Mainz der erste auswärtige Vergleich unseres Tams in der obersten Landesliga an.
Mannschaftsführer Uli Büscher hatte hierfür eine starke Truppe mit zwei Bundesliga-Reservisten und zwei Spielern mit langjähriger Erfahrung in der 1. Rheinland-Pfalz-Liga sowie 4 Spielern der alten Dritten um sich geschart und war guter Dinge, 2 Punkte aus der Landeshauptstadt ans Deutsche Eck zu entführen.

Es kam jedoch anders. Zunächst sagte Michael Kalnitsky und dann auch noch Volker Wolf wegen Krankheit ab. Durch den Ausfall der Bretter 2 und 4 mussten 2 Ersatzspieler her, die sich aber leider nicht finden ließen.
So traten wir etwas missmutig die Reise mit 6 Spielern nach Rheinhessen an und hätten doch noch beinahe eine kleine Sensation vollbracht. Alle Spieler zeigten sich in hervorragender Spiellaune.
Elias Höfer an Brett 8, selbst noch ein sehr junger Mann, bekam es mit einem Kind zu tun. Das Nachwuchstalent der Schachfreunde mit schon fast 200 DWZ-Wertungspunkten mehr als Elias. Aber Elias spielte gut, zunächst nahm er seinem Gegenüber die Rochade und dann eine Qualität ab. Zum Schluss hatte Elias eine technisch gewonnene Stellung auf dem Brett, die es noch in einen Sieg umzumünzen galt. Doch hier zeigte das Jungtalent, warum es in dieser Spielklasse spielt. Nachdem die entfernten freien Bauern vom Brett waren, baute es sich mit seinen 3 verbundenen Bauern und dem Läufer eine Festung für den König gegen die zwei Bauern und den Turm von Elias, bei der, der an sich starke Turm auf Granit biss – Remis.
Guido Eisele erspielte sich mit Weiß an Brett 3 eine leichten Eröffnungsvorteil mit aktiverem Figurenspiel. Spielentscheidend war dieser jedoch nicht. Mit zunehmender Spieldauer verflachte das Spiel zusehends. Guido willigte sodann der angebotenen Punkteteilung ein.
Andre Peiter ebenfalls mit Weiß an Brett 5 spielend lieferte eine Partie aus einem Guss ab. Den Raumvorteil, den sich Andre erspielt hatte, versuchte sein Gegenüber mit einer gegenläufigen Rochade zu neutralisieren. Doch nun kam dieser erst recht in die Bredouille. Andre startete auf der gegnerischen Rochadeseite einen Mattangriff, der den Gegner schon kurz später zur Aufgabe zwang. Nur noch 3:2 für die Mainzer und in den restlichen 3 noch laufenden Partien sah es nicht schlecht aus.

Uli Büscher mit Schwarz an Brett 6 und dessen Gegner spielten eine längere Variante der Katalanischen Eröffnung, die in ein ausgeglichenes Mittelspiel mündete. Auch im positionell geprägten Mittelspiel war es keinem der Spieler möglich, einen entscheidenden Vorteil zu erspielen, so dass ein gleichwertiges Endspiel ohne Schwerfiguren entstanden war, dass keine Gewinnmöglichkeiten mehr bot – Remis und 3½:2½.
Kay Schönberger an Brett 7 hatte sich ein Benoni-Mittelspiel mit aktiverem Figurenspiel und Initiativmöglichkeiten geschaffen. Nach dem wohl ungünstig zu bewertenden Abtausch der Schwerfiguren verkehrte sich jedoch das Bild, da nun ein Endspiel mit Bauernschwächen entstand. Als Konsequenz gingen die Bauern im weiteren Verlauf verloren, und somit auch die Partie. Damit war der 2-Punkte-Vorsprung wieder hergestellt und der Mannschaftskampf endgültig verloren.
Einen Glanzpunkt setzte jedoch noch unser Brett 1. Dr. Neil Stewart hatte eine Eröffnung gewählt, in der er einen Bauern für aktives Figurenspiel gegeben hatte. Neil konnte in der Folge in der komplizierten Stellung die Strukturen stetig verbessern und damit den Druck auf die gegnerische Stellung zunehmend erhöhen. Das Spitzenbrett der Schachfreunde versuchte zunächst mit einem Qualitätsopfer und kurz darauf mit einem Damenopfer die Initiative zurück zu gewinnen. Bei beiden Opfern hatte er kein voll kompensierendes Material bekommen und die erhoffte Initiative verpuffte wegen Neils aggressiver Reaktion nach wenigen Zügen. Den Materialvorteil setze Neil in gewohnt sicherer Manier in einen vollen Punkt um, wenngleich die anschließende Analyse ergab, dass Neil das Endspiel an einer Stelle noch forcierter hätte abwickeln können.

Endstand 4½:3½, knapp verloren ist auch verloren und bringt in der Tabelle zunächst mal nichts. Andererseits brachte uns der Mannschaftskampf die Erkenntnis, dass wir in der neuen Liga je nach Gegner auch werden mithalten können – vorausgesetzt, wir bringen 8 Spieler an die Bretter.
Schließlich waren wir uns alle sicher, dass es uns mit Volker und Michael gelungen wäre, die Schachfreunde aus der Gutenbergstadt unfreundlich zu machen.
[UBü] ... [weiter]