01.11.2022
Schach-AG Ghana
Elias Höfer mit Schülerinnen und Schülern seiner Schach-AG in Ghana
Sonstiges

Eine Schach-AG in Ghana

Sein Hobby ist Schach. Elias Höfer, Spieler beim SV 03/25 Koblenz, hat seine Leidenschaft für das Brettspiel jüngst sogar bis nach Ghana getragen. Im Rahmen eines Projekts der "worldwide volunteers" hielt sich der Zwanzigjährige zehn Monate in dem westafrikanischen Land auf.
Als Elias seine Mission im September letzten Jahres antrat, wusste er noch herzlich wenig über sein Reiseziel. Von Frankfurt aus führte sein Flug über Istanbul in die Hauptstadt Accra. Dort angekommen, musste er sich zunächst an die Temperaturen gewöhnen, die in der Trockenzeit konstant 30 Grad und mehr betragen. Weniger Probleme bereitete Elias die Sprache. "Mit Englisch kam man überall ganz gut durch, auch wenn der Akzent etwas gewöhnungsbedürftig war", erzählt er im Rückblick. Auch der Verkehr in den Großstädten bewegte sich nicht auf dem Niveau der westlichen Welt. "Da es nur wenige Ampeln gibt, müssen sich die Autofahrer irgendwie verständigen. Die Straßen sind größtenteils nicht asphaltiert, und es gibt viele Schlaglöcher", schildert er die Zustände.
Von Accra ging es weiter mit dem Bus Richtung Norden nach Techiman. "Für die vierhundert Kilometer haben wir acht Stunden auf holprigen, meist einspurigen Landstraßen zugebracht", berichtet Elias. In der etwa 100.000 Einwohner zählenden Stadt durfte er dann fast ein Jahr lang auf einer Privatschule bis zur achten Klasse Mathemaik und Physik unterrichten. Außerdem stand während seines Aufenthalts Deutsch auf dem Lehrplan.
Zusätzlich brachte Elias seinen Schülern einmal in der Woche die Anfangsgründe des Schachspiels bei. "Schach führt in Ghana noch ein Nischendasein. Weitaus populärer ist das Brettspiel Oware", erklärt der Koblenzer, der sich zurzeit in der Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik bei der EVM befindet.
Nach einer längeren Anlaufzeit kristallisierte sich allmählich eine Gruppe von etwa 30 Schülern heraus, die Interesse an einer Schach-AG zeigten. "Die meisten Schüler warteten nach dem normalen Unterricht eineinhalb Stunden auf den Bus. Während dieser Zeit konnte man sich auch genauso gut zum Schach treffen", berichtet Elias. Fünf Figurensätze hatte er von zuhause mit nach Ghana gebracht. Später schickte seine Mutter noch zehn weitere nach.
"Am Anfang war es noch notwendig, einige Verhaltensregeln festzulegen, die auch für die Kinder und Jugendlichen bei uns gelten", konstatiert Elias. Dazu gehörten Normen wie das Vermeiden übermäßigen Lärms, der schonende Umgang mit den Figuren oder auch das Versprechen, nicht auf fremde Partien Einfluss zu nehmen. Wie zu erwarten war nach kurzer Zeit ein Leistungssprung festzustellen. "Die Teilnehmer der AG hatte der Ehrgeiz gepackt. Schließlich haben sie unserer Gruppe sogar einen Namen gegeben", berichtet Elias stolz. In Anlehnung an das Wappentier der Schule nannten sie ihren neuen Workshop "Rising Eagle Chess Academy".
Ein Höhepunkt der schachlichen Arbeit mit den Schülern war ein internes Turnier über vier Tage mit 24 Teilnehmern. Der verdiente Sieger, ein Junge, gewann alle seine fünf Partien, während das beste Mädchen auf dem dritten Platz landete. Als Sachpreise gab es schmucke Figurensätze für den Hausgebrauch, gestiftet vom ghanaischen Schachverband. Mittlerweile hatte Elias nämlich Kontakt mit dem organisierten Schach mit Sitz in Accra geknüpft.
Nach dem emotionalen Abschied von seinen liebgewonnenen Schülern ist der Afrika-Abenteurer mittlerweile zurück in Koblenz. Dennoch ist sein Kontakt nach Ghana nicht abgebrochen. Im Oktober findet in der Landeshauptstadt ein Turnier statt, an welchem viele Schüler aus seiner Schach-AG gerne teilnehmen würden. "Allerdings sind die Fahrt in die Millionenmetropole und der Aufenthalt dort mit hohen Kosten für die Familien verbunden", weiß Elias. Darum hofft er auf Spenden aus Deutschland. Indessen werden die "Rising Eagles" wie abgemacht zukünftig von Elias' Nachfolgern im weltweiten Freiwilligendienst betreut. [ATG]